ThemenwochenPandemie. Oktober Giovanna Gilges Joana Lilli Hofstetter. Seit Beginn der Pandemie sind Sexarbeitende bundesweit fast durchgehend von einem Arbeitsverbot betroffen. Dabei braucht es für den gesundheitlichen Schutz von Sexarbeitenden in der Pandemie neben Entstigmatisierung und Entkriminalisierung vor allem auch Anerkennung und Solidarisierung. Erst im August erlaubten einzelne Länder eine stufenweise oder umfassende Dienstleistungsausübung. Andere versuchten, ihr Einkommen durch Webcamming, Telefon-Sex oder durch die Bereitstellung von erotischen Inhalten auf zahlungspflichtigen Onlineplattformen zu bestreiten. Sexarbeitende, die in Deutschland registriert sind, hofften, die gleiche finanzielle Unterstützung wie andere Berufsgruppen zu erhalten. Der Intention des seit geltenden Prostituiertenschutzgesetzes folgend, die in der Sexarbeit tätigen Personen zu schützen, hätte umgehend auf die plötzlich entstandene existenzielle Not reagiert werden müssen etwa durch Zugang zu Sozialleistungen und zur öffentlichen Gesundheitsversorgung sowie durch die Förderung praxisnaher Unterstützung durch erfahrene Beratungsnetzwerke. Sexarbeitende erhielten jedoch kaum staatliche oder soziale Unterstützung. So ist beispielsweise die Antragsberechtigung für die Corona-Soforthilfen an die Steuererklärung geknüpft. Ohnehin ausgeschlossen waren alle Sexarbeitenden, die der seit verpflichtenden Anmeldung nicht nachkommen wollen oder können, etwa aus Angst vor einem Outing oder aufgrund eines unsicheren Aufenthaltsstatus. Vielen Sexarbeitenden blieb letztlich nur die Beantragung der Grundsicherung, der Verbrauch privater Vorsorgen oder die Unterstützung durch Kredite oder Dritte. Wo keine dieser Optionen vorhanden ist, sehen sich Sexarbeitende gezwungen, trotz des Verbots in der Sexarbeit tätig zu sein. Die Situation hat auch gravierende Folgen für die aufsuchende soziale Arbeit. Dieser massive Anstieg ist für Beratungsstellen, die pandemiebedingt zudem finanziell und personell eingeschränkt sind, nicht mehr adäquat zu leisten. Diese verhindern keine Infektion, sondern minimieren lediglich das Risiko und folgen damit auch dem im Gesundheitsschutz von marginalisierten Gruppen bewährten Prinzip der Harm Reduction. Jedoch erfuhren diese vorgeschlagenen Konzepte kaum wirksame Beachtung und eine stufenweise Erlaubnis wurde monatelang nicht in Betracht gezogen. Stattdessen setzten sich Vorurteile und Unwissen über die Branche durch. Der massive Eingriff in die Berufsfreiheit von Sexarbeitenden wurde damit als gerechtfertigt angesehen. Somit blieben Prostitutionsstätten deutlich länger geschlossen als etwa Friseur- Fitness- oder Massagestudios. Befürwortende eines Prostitutionsverbots forderten mit dieser Begründung sogar die dauerhafte Aufrechterhaltung der pandemiebedingten Einschränkungen. Darüber hinaus ist der Superspreader-Vorwurf wissenschaftlich nicht belegt. Sexarbeitende weisen laut bestehendem epidemiologischen Fachwissen Huren In Der Corona Krise per se höheres Infektionsrisiko auf als Personen, die unbezahlt Sex haben. Sie beschneiden zudem Grundrechte von Sexarbeitenden, erodieren ihr Vertrauensverhältnis zu Behörden und verstärken Stigmata und Vulnerabilität. Angesichts der fehlenden staatlichen Unterstützung hatten Selbstvertretungsorganisationen umgehend Notfallfonds und Spendenaktionen eingerichtet, um besonders prekären Sexarbeitenden Unterstützung leisten zu können. Diese waren jedoch schnell für Grundbedürfnisse und akute medizinische Notlagen aufgebraucht. Gegen die immer deutlicher werdende Perspektivlosigkeit organisieren Sexarbeitende aus verschiedensten Arbeitssegmenten daher seit Wochen bundesweit vielfältige öffentliche Protestaktionen z. Sie fordern Arbeitserlaubnis, staatliche Unterstützung, Mitwirkung und Entkriminalisierung. In der Öffentlichkeit werden diese Proteste jedoch kaum aufgenommen oder als legitimer Ausdruck einer politischen Selbstorganisation anerkannt. Dabei beleben die Protestierenden die Kämpfe der Hurenbewegung Huren In Der Corona Krise, die seit den er-Jahren grundlegende Rechte von Sexarbeitenden erkämpfte Heying Unterstützt wurde diese Bewegung von der in der AIDS-Epidemie gewonnenen Erkenntnis, dass Gesundheitsschutz von marginalisierten Gruppen nur durch die Stärkung ihrer Rechte, Selbstbestimmung und programmatischen Einbindung erfolgreich sein kann und Stigmatisierung wie Verbote dem entgegenwirken. Wir danken Dorothee Beck und Miao-Ling Hasenkamp für die editorische Betreuung. AIDS-Hilfe et al. Unterstützung statt Sexkaufverbot. Gemeinsames Positionspapier. Springer Briefs in Anthropology. Springer: Cham. Giovanna Gilges Arbeitsrealitäten in der Sexarbeit, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv.
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Prostitution in Zeiten von Corona - ZDFmediathek Vor dem Lockdown war die Mittdreißigerin regelmäßig als Prostituierte im Bordell von Aurel Marx tätig, jetzt besucht sie. Corona hin oder her. Unter den Prostituierten in der Lessingstraße herrscht in der Corona-Krise Frust. Die Huren wollen zurück zur Arbeit. Unterstützer schlagen Alarm: Corona-Krise: Huren brauchen jetzt Hilfe! | MOPOUnd es lässt sich ablesen, dass sofort all das passiert, was wir prophezeit haben. Nur ohne Noi, ihre älteste Tochter, wäre es nicht gegangen, »sie hat schon immer alles auf ihren Schultern getragen«. Zeige alle Beiträge. Leider findet dieser Aspekt in Ihrem Artikel wenig Aufmerksamkeit. Wohnungsprostitution ist im Allgemeinen zulässig, allerdings sind die Vorschriften der Hessischen Bauordnung zu beachten.
Die Not der Sexarbeiterinnen
Corona hin oder her. Unter den Prostituierten in der Lessingstraße herrscht in der Corona-Krise Frust. Sie arbeiteten als Bargirls, Masseurinnen, Prostituierte. Die Frauen tränkten die Armenregion Thailands mit dem Geld aus den Bangkoker Nächten. Vor dem Lockdown war die Mittdreißigerin regelmäßig als Prostituierte im Bordell von Aurel Marx tätig, jetzt besucht sie. Im Kampf gegen das Coronavirus hat es auch das älteste Gewerbe der Welt getroffen: Bordelle mussten schließen, ein ganzer Berufsstand wurde. Die Huren wollen zurück zur Arbeit.Darüber hinaus habe die Behörde in einer zentralen Unterkunft Übernachtungsmöglichkeiten für von Obdachlosigkeit bedrohte Prostituierte bereitgestellt, um Ausbeutung zu verhindern. Prostituierte werden seitdem registriert und bekommen eine Bescheinigung mit Namen, Foto und Meldeadresse, den sogenannten Hurenpass. Das sollte ein Zeichen setzen. Wohin sollten wir auch zurückkehren? Zum ersten Mal fühlte sie, dass sie es schaffen könnte. Sudoku Experte. Höchststrafe im Avignon-Prozess. Debatte um Prostitutionsgesetz — Ein Ende der Sexarbeit? Monatliche Verluste von bis zu 7. Luisa kennt einige, die nun in Hotels arbeiten. Aber Noi erzählt. Prostituierten-Demo gegen Corona-Auflagen Prostituierte demonstrierten in Köln gegen die Corona-Auflagen. Seit Corona haben viele Sexarbeiterinnen die klassischen Etablissements verlassen. Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft. Weihnachten: Flughafen erwartet eine Million Passagiere. Top-Themen Unwetter Wetter. Dein Passwort wurde erfolgreich geändert. Eine Legalisierung mache die Situation nicht besser. Susanne Dodillet widerspricht: "Es ist nicht wahr, dass dieses Sexkaufverbot die Prostitution eingedämmt hat. Mehr anzeigen. Verbote der Prostitution zwecklos "In Deutschland fehlt es immer noch an gesellschaftlicher Akzeptanz für die Prostitution" - Anne Rossenbach Bild: privat Man kann für die Prostitution kämpfen wie Stephanie Klee, die vor knapp 20 Jahren erfolgreich ihren Lohn einklagte und damit der Sexarbeit den Weg zur gewerblichen Anerkennung bahnte. Als Klee sich vor einigen Wochen mit ihren Mitstreiterinnen im Bordell trifft, um zu überlegen, wie gekaufter Sex mit Corona aussehen könnte, klingelt das Telefon unaufhörlich, ständig wird an der Tür geklopft. Dasselbe gilt für Prostitutionsstätten. Im Frühjahr gingen auch in der Soi Cowboy die Lichter aus. Sie nutzen jetzt Hotels. Weiter zum Kinderbereich. Es gibt Kolleginnen, die mussten sich Kinderpornos ansehen.